Projekthintergrund
Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sind in Ghana weit verbreitet. Arbeitsplätze in kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMU) sind rar, so dass 85% der Arbeitskräfte im informellen Sektor tätig sind. Hohe Erwartungen werden in die Startup- und Gründerszene gesetzt. Dieser fehlt es jedoch an einem unterstützenden Umfeld aus Wissenschaft, Wirtschaftsförderung und Großunternehmen sowie an Finanzierungsoptionen. Insbesondere in Nordghana erhöht die empfundene Perspektivlosigkeit den Migrationsdruck und viele junge Ghanaer*innen begeben sich auf der Suche nach Arbeit nach Accra. Viele verdienen dort ihren Lebensunterhalt durch die Sammlung und Verwertung von (Elektro)Schrott sowie Plastikabfällen und nehmen dabei Umwelt- und Gesundheitsrisiken in Kauf.
Vor diesem Hintergrund sah das Projekt verschiedene Maßnahmen vor, die zur Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung im formellen und informellen Sektor in Ghana beitragen: KMU aus dem Norden Ghanas sollten bei der Vermarktung unterstützt und Startup Ökosysteme aus Tamale und Kumasi in ihren Beratungskompetenzen gestärkt werden. Angehörige des informellen Sektors vom Schrottplatz Old Fadama in Accra sollten in die Lage versetzt werden, ihre Einkommensmöglichkeiten durch selbstständige Tätigkeit zu verbessern. Gleichzeitig sollte die Einführung eines Systems für eine erweiterte Produzentenverantwortung für Kunststoffverpackungen vorangetrieben, das auch verbesserte Beschäftigungsmöglichkeiten für den informellen Sektor vorsieht.
Ziel des Projekts
Das Projekt unterstützte eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung in Ghana und leistete einen Beitrag, um Beschäftigungsmöglichkeiten im formellen wie auch informellen Sektor zu verbessern. Das Vorhaben trug damit zur Erreichung des 8. Sustainable Development Goal (SDG) bei, wonach ein dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle zu fördern sind.
Projektaktivitäten
Stärkung der Startup-Ökosysteme in Kumasi und Tamale
Zur Stärkung der Beratungskompetenzen von Startup-Hubs aus Kumasi und Tamale erfolgte ein Fachaustausch mit einem Startup-Hub aus NRW. Dazu fanden Beratungen und Online-Fachseminare zu spezifischen Fragestellungen für Gründer*innen statt. Die Startup Hubs aus Ghana und NRW organisierten einen Innovations-Wettbewerb, bei dem sich Tandems aus ghanaischen und deutschen Startups mit innovativen gemeinsamen Geschäftsideen bewerben konnten. Die drei Gewinnertandems erhielten ein Preisgeld sowie ein Business Coaching zur Weiterentwicklung ihres Kooperationsprojekts.
Studie zur Binnenmigration
Für viele Migrant*innen aus dem Norden war der inzwischen geräumte Schrottplatz von Old Fadama ein wichtiger Anziehungspunkt. Eine Studie wurde erstellt, um die Push- und Pull-Faktoren für die Binnenmigration zwischen Nordghana und Accra besser zu verstehen und Angebote für ein Gegensteuern zu entwickeln.
Finanzierungsmechanismus für Kleinstinvestionen von Startups
Ein öffentlich-privater Finanzierungsmechanismus wurde in Zusammenarbeit mit Startup Hubs aus Tamale und Kumasi entwickelt und pilotiert, um Startups und Kleinstunternehmen Zugang zu Finanzmittel zu ermöglichen. Der Finanzierungsmechanismus sah Mikro-Finanzierungen vor, die sich jeweils zu 50% aus Projektmitteln und aus Mitteln von lokalen Unternehmen speiste. Insgesamt konnten 87 Startups und KMU aus Tamale und Kumasi mit einer Kleinstinvestition sowie ergänzend mit Coaching unterstützt werden, um ihre Geschäftsidee oder ihr Unternehmen voranzubringen.
Internetportal für Kleinst-, kleine und mittlere Unternehmen (KKMU)
In Kooperation mit vier Startups Hubs aus Ghana und der Unterstützung eines externen Beraters wurde eine Online-Plattform namens „DAANI“ aufgebaut, die Startups und Kleinstunternehmen aus Ghana den Zugang zum Markt erleichtert und durch erhöhte Sichtbarkeit, den Absatz ihrer Produkte und Dienstleistungen steigert.
Erweiterte Produzentenverantwortung für Kunststoffverpackungen
Eine erweiterte Produzentenverantwortung (EPR) bedeutet, dass Hersteller und Inverkehrbringer von Produkten und Verpackungen für den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte verantwortlich sind – auch für deren Entsorgung und Wiederaufbereitung. In Ghana soll ein EPR-System für Kunststoffverpackungen eingeführt werden, um Kunststoffabfälle in der Umwelt zu reduzieren. Zur Unterstützung des ghanaischen Umweltministeriums für die Einführung des EPR-Systems fanden Beratungen sowie ein moderierter Dialog mit der ghanaischen Kunststoff- und Recyclingbranche statt. Dazu wurde im April 2022 ein Stakeholder Forum mit dem Titel „Paving the way to an EPR-system for plastic packaging in Ghana“ in Accra organisiert. Ergänzend wurde ein Süd-Süd-Erfahrungsaustausch mit EPR-Vertreter*innen aus Kenia ermöglicht und Vorschläge für eine rechtliche Grundlage für ein EPR-System für Kunststoffverpackungen in Ghana gemacht.
Qualifizierung für alternative Einkommensmöglichkeiten
70 junge, marginalisierte Arbeiterinnen aus dem Umfeld des ehemaligen Schrottplatzes von Old Fadama wurden in einem Basisqualifizierungsprogramm geschult. Das Programm umfasste praxisorientierte Trainings zu vier verschiedenen Berufssparten, die den Teilnehmerinnen die Erwirtschaftung eines Grundeinkommens ermöglichen. Ergänzend erhielten die Teilnehmerinnen Englisch-Alphabetisierungskurse, betriebswirtschaftliche und IT-Grundlagenkurse sowie Empowerment-Trainings zur Stärkung des Selbstwertgefühls. Zum Abschluss wurde den Absolventinnen Berufs-Starter-Pakete übergeben, die ihnen den Weg in die Selbstständigkeit erleichtern sollen.
Stärkung der Klinik auf dem Schrottplatz
Verbesserungsmaßnahmen für die Klinik auf dem ehemaligen Schrottplatz Old Fadama trugen dazu bei, bestehende Hemmschwellen und Informationsdefizite bei den Angehörigen des informellen Sektors zu überwinden. Durch den Einsatz einer Dagbani sprechenden Sozialarbeiterin, wurde der Kontakt zu den Arbeitern*innen und Anwohnern*innen des Schrottplatzes intensiviert, um sie besser über die Behandlungsmöglichkeiten und -konditionen der Klinik zu informieren
Entwicklungspolitische Bildungsarbeit
Als begleitende Maßnahme wurde die Webdokumentation „Life’s what you make it?“ entwickelt, die beispielhaft Lebenswirklichkeiten von jungen Menschen in Ghana zeigt. Die Webdokumentation wurde als Instrument für die entwicklungspolitische Bildungsarbeit erstellt. Sie kann für den Unterricht an Schulen und andere Bildungseinrichtungen gemeinsam mit einer bereits bestehenden Wanderausstellung zur Ghana/NRW Partnerschaft sowie zwei Virtual Reality Brillen genutzt werden.
Titel: Förderung nachhaltiger Wirtschaftsentwicklung für eine zukunftsfähige Beschäftigung in Ghana
Laufzeit: Mai 2020 – Juni 2022
Region: Ghana
Sektor: Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, Kreislaufwirtschaft
Gefördert durch Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen