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Aufbau von Kapazitäten in der Arbeits- und Umweltmedizin in Ghana

Projekthintergrund

In Ghana sind der Arbeitsschutz und das regelmäßige Monitoring von Arbeitsplatzbelastungen noch schwach entwickelt. Dies gilt umso mehr für den informellen Sektor, wo viele arme Menschen davon leben, aus Abfällen Wertstoffe zu gewinnen. Besonders kritisch ist dabei der Umgang mit den wachsenden Mengen an Elektroschrott, denn dieser enthält neben wertvollen Komponenten auch giftige Stoffe wie Quecksilber und Blei. Der Schrottplatz Old Fadama in Accra – weltweit bekannt unter dem Namen Agbogbloshie – ist zum Synonym für die unsachgemäße Behandlung von Elektroschrott geworden.

Allerdings ist er weit mehr: Ein Umschlagplatz für die Verwertung von Altfahrzeugen, den Verkauf von Ersatzteilen bis hin zur Herstellung von Upcyclingprodukten. Arbeitsschutz spielt dabei allerdings keine Rolle. Was sich nicht verkaufen lässt, wird an Ort und Stelle verbrannt. Die Folge: Böden, Grundwasser, Flüsse und das Meer werden vergiftet. Über freilaufende Rinder, Ziegen und Hühner gelangen freigesetzte Schwermetalle und andere Schadstoffe in die Nahrungskette.

In Folge der sehr begrenzten wissenschaftlichen Kapazitäten und Kompetenzen im Bereich der Umwelt- und Arbeitsmedizin gibt es in Ghana allerdings wenig belastbare und repräsentative Daten aus dem Biomonitoring insbesondere auch aus dem informellen Recycling Sektor. Dies erschwert eine sachliche Auseinandersetzung mit den gesundheitlichen Risiken und Umweltgefahren.

Ziel des Projekts

Das Projekt zielte darauf ab, in Ghana die wissenschaftlichen Kapazitäten und Kompetenzen im Bereich der Umwelt- und Arbeitsmedizin zu stärken, um fundierte Analysen zu gesundheitlichen Risiken insbesondere im informellen Recycling Sektor erstellen und alternative Handlungsoptionen empfehlen zu können.

Damit wurde Ghana dabei unterstützt, mittelfristig die Potenziale arbeitsintensiver Verfahren der Kreislaufwirtschaft auf umwelt- und sozialverträgliche Weise als Beitrag zur Armutsbekämpfung nutzen zu können.

Projektaktivitäten

Den Kern des Projektes bildet eine Fachkooperation zwischen der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen und der University of Ghana im Bereich der Arbeits- und Umweltmedizin, im Rahmen dessen die Projektaktivitäten gemeinsam umgesetzt wurden:

Gemeinsame Entwicklung des Kooperationskonzeptes
Zwischen der Abteilung Biological, Environmental and Occupational Health Sciences (BEOHS) an der School of Medicine der University of Ghana und dem Institut für Arbeits- und Sozial- und Umweltmedizin am Universitätsklinikum der RWTH Aachen gab es bereits Kontakte aus einem früheren gemeinsamen Forschungsantrag. Daran anknüpfend wurde bei mehreren Koordinierungstreffen in Accra und Aachen zunächst ein gemeinsames Kooperationskonzept entwickelt.

Gemeinsame Feldforschung als Teil der akademischen Ausbildung
Eine wichtige Komponente der Fachkooperation bestand in gemeinsamen Feldforschungsaktivitäten von Doktoranden*innen und Studierenden der Hochschulen insbesondere auf dem Schrottplatz Old Fadama. Dabei wuden die gesundheitlichen Belastungen durch Tätigkeiten im informellen Recyclingsektor sowie bei nicht direkt exponierten Vergleichsgruppen untersucht. Die Ergebnisse der Feldforschung konnten für verschiedene Doktor- sowie Master- bzw. Bachelorarbeiten genutzt werden, die von Dozenten beider Hochschulen betreut wurden.

Einrichtung eines Labors für Schwermetallanalyse am BEOHS
Bei der unsachgemäßen Verwertung von Elektroaltgeräten sind freiwerdende Schwermetalle von besonderer Relevanz für die Gesundheit. Diese im Blut und Urin nachweisen und quantifizieren zu können, ist Voraussetzung für ein systematisches Biomonitoring. Daher wurde am BEOHS ein Labor für die Schwermetallanalyse eingerichtet.

Schulung von Laborfachkräften
Um das Labor für die Schwermetallanalyse angemessen betreiben zu können, wurden Laborfachkräfte aus Accra am Institut für Arbeits- und Sozialmedizin der RWTH Aachen fortgebildet.

Fachaustausch für Lehrkräfte beider Partnerhochschulen
Die regelmäßig stattfindenden Steuerungssitzungen wurden für den Fachaustausch zwischen den Hochschullehrkräften und Erörterung möglicher weitergehender Forschungsvorhaben genutzt.

Erstellung von Trainingsunterlagen zum Arbeitsschutz
Um Arbeitsunfällen auf dem Schrottplatz vorzubeugen, wurden von den Forschungsteams typische Arbeitsabläufe auf dem Schrottplatz dokumentiert und im Hinblick auf das Risiko von Arbeitsunfällen analysiert. Darauf aufbauend, wurden im Rahmen des Projektes Trainingsunterlagen für den Arbeitsschutz auf dem Schrottplatz entwickelt und an Multiplikatorinnen und Multiplikatoren vermittelt.

Aufbau einer Klinik auf dem Schrottplatzes Old Fadama
Am Rande des Schrottplatzes von Old Fadama wurde ein bereits bestehendes Gebäude zusammen mit dem vom BMZ finanzierten Projekt „Umweltgerechte Entsorgung und Recycling von Elektroschrott in Ghana“ grundlegend saniert und zu einer Kombination aus Klinik und Trainingszentrum umgebaut und ausgestattet. Die Klinik wird vom staatlichen Ghana Health Service betrieben. Sie ermöglicht für die Anwohner*innen und Arbeiter*innen eine Erstversorgung bei Unfällen und Krankheiten und organisiert Präventionsmaßnahmen zum Arbeitsschutz.

Vorstellung der Forschungsergebnisse
Die Forschungsergebnisse der Kooperation zu den bestehenden Gesundheitsrisiken sind von besonderer Bedeutung für zu ergreifende Schutzmaßnahmen für die direkt betroffenen Menschen auf dem Schrottplatz sowie in dessen Umgebung. Teilergebnisse wurden daher auf der Umweltmese „West African Clean Energy & Environment Exhibition“ 2018 in Accra vorgestellt. Außerdem fand eine Abschlusspräsentation im ghanaischen Umweltministerium unter Beteiligung der beiden Hochschulpartner statt.

Bildergalerie

Projektsteckbrief

Titel: Partnerschaft zum Aufbau von Kapazitäten in der Arbeits- und Umweltmedizin in Ghana
Laufzeit: März 2016 – Dezember 2018
Sektor: Umwelt und Gesundheit

Gefördert durch: Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

Partner und Akteure

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