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Ausstellung

Ressource Gold

Gold ist aus Elektronikgeräten nicht wegzudenken – als Kontakte und Anschlüsse z. B. auf Leiterplatten in Computern, Handys und selbst auf SIM-Karten. Deutschland importiert über 75 Tonnen rohes Gold pro Jahr. Davon wird ein Drittel für Elektronikprodukte und -bauteile eingesetzt. Jährlich werden 25,5 Millionen Smartphones alleine in Deutschland verkauft. In jedem dieser Smartphones stecken ca. 24 Milligramm Gold. Ghana ist weltweit der zehntgrößte Goldproduzent, profitiert aber finanziell nur geringfügig von seinen Rohstoffvorkommen. Stattdessen leidet Ghana unter den Folgen des Goldbergbaus: Alleine das Gold in einem einzigen Smartphone produziert 100 kg giftigen Abfall.

Trotz Unabhängigkeit wenig Kontrolle
Zwischen 1820 und 1957 stand das heutige Ghana unter britischer Verwaltung. Zur Kolonialzeit war der Zugang zum und die Kontrolle über den Bergbau durch Bergbauunternehmen für die Kolonialregierung gesichert. Heute ist Ghana zwar unabhängig, doch bedeutet dies noch nicht, dass das Land tatsächlich von seinen Goldvorkommen profitiert. Nationale Gesetze und internationaler Abkommen sichern ausländischen Firmen einen großen Teil der Erträge. In Ghana sind aktuell etwa hundert Bergbau und weiterverarbeitende Unternehmen tätig, die jährlich ca. 108,2 Tonnen Gold, abbauen. Dies entspricht etwa 3,4% der weltweiten Produktion.

Kleinbergbau
65 Prozent des Edelmetalls wird von großen internationalen Goldunternehmen abgebaut, wobei der Staat lediglich fünf Prozent des Erlöses der Goldunternehmen als Lizenzabgabe einbehält.  Über ein Drittel des Goldes, das Ghana exportiert, wird dagegen von Kleinschürfern, sogenannten Galamsey, abgebaut. Die Registrierungsmaßnahmen zur Legalisierung sind teuer und deswegen schürfen viele illegal. Nicht selten kommt es zu gewaltsamen wie auch tödlichen Konflikten zwischen ihnen und dem Militär oder den privaten Sicherheitskräften der großen Bergbauunternehmen, da diese Kleinschürfer nicht auf ihren Konzessionen dulden. Gewalt und willkürliche Festnahmen der Bevölkerung, die sich bei friedlichen Protesten gegen die Methoden der Bergbauunternehmen zu wehren versuchen, sind ebenfalls üblich. Auch viele chinesische Gold-Kleinbergbauern haben Ghana mittlerweile für sich entdeckt.

Vertreibung durch Goldbergbau
In der ghanaischen Verfassung ist festgehalten, dass Bodenschätze dem ghanaischen Staat gehören. In den meisten Fällen geht Boden, in dem Gold gefunden wird, direkt an multinationalen Bergbauunternehmen über. Dies geschieht unabhängig davon, ob das Land bewohnt oder kultiviert wird.

Ende der 1980er Jahren investierte die International Finance Corporation (IFC) – der für die Förderung privater Investitionen in Entwicklungsländern zuständige Arm der Weltbank – in die Rehabilitierung der Goldminen in Obuasi und Prestea. Bald darauf waren im Wassa West District in der Western Region 70 Prozent der Landesfläche für Goldtagebau vergeben, womit der Distrikt die höchste Konzentration an Minen in ganz Afrika aufwies. Allein zwischen 1990 und 1998 wurden zum Beispiel im Wassa West District 30.000 Menschen zwangsumgesiedelt, wobei es in vielen Fällen zu gewaltsamen Vertreibungen kam.

Interessensvertretung bei Menschenrechtsverletzungen
1998 wurde in der genannten Region eine Nichtregierungsorganisation namens Wassa Association of Communities affected by mining (WACAM) gegründet, die sich als Advocacy – Organisation für die vom Bergbau betroffene Bevölkerung versteht.In den letzten Jahren wurde von Seiten des ghanaischen Staats offiziell anerkannt, dass es im Rahmen des Goldbergbaus zu Menschenrechtsverletzungen kommt. So publizierte die  Commission on Human Rights & Administrative Justice (CHRAJ), Ghana 2008 einen Bericht „The State of Human Rights in Mining Communities in Ghana”, in dem sie über Menschenrechtsverletzungen in Bergbaugemeinden berichtet.

Gesundheitsschäden durch Wasser- und Luftverschmutzung
Die Folgen des Goldbergbaus für Ghana sind oft katastrophal: Verschmutztes Wasser und giftige Chemikalien, die während der Goldproduktion austreten, Abfallberge und unsachgemäß verlassene Bergbauten, sowie Staub in der Luft führen zu Haut- und Lungenkrankheiten (Quarzstaublunge). Auch Malaria verbreitet sich rapide wegen des in Bergbaugruben stehenden Wassers, das Mücken anzieht.

Beispielhaft für die Folgen der massiven Wasserverschmutzung durch den Bergbau ist die Dumase-Gemeinschaft von 4.000 Menschen, die von sechs Flüssen abhängig war. Fünf der Flüsse starben direkt durch Gold-Tagebau, der letzte durch zwei Unfälle 2004 und 2006, bei denen Zyanid in den Fluss auslief. Zyanid wird zum Auslaugen von Gold aus dem Gestein verwendet. Gelingt diese hochgiftige Säure in Flüsse, stirbt alles Tierleben ab. Der Arbeitsaufwand, um an Trinkwasser zu kommen, erhöht sich für die Bevölkerung dadurch extrem. Oft wird über Zyanid-Austritte nicht rechtzeitig oder gar nicht informiert, so dass die Bewohner ihre Flüsse unbedacht weiter nutzen. Oft sind schwere Krankheiten sind die Folge.

Mangelnde Teilhabe und Beeinträchtigung der Lebensgrundlagen
Auch bei den Lizenzen für die Landnutzung an die großen Bergbauunternehmen wird die Bevölkerung vorher nicht ausreichend oder umfangreich informiert und nach ihrer Zustimmung gefragt, bevor sie ihre Rechte am Land abtreten müssen. Möglichkeiten zur Partizipation oder Selbstbestimmung sind nicht vorhanden. Zwangsumsiedlungen für anstehende Bergbauprojekte bedeuten häufig für die Bewohner Arbeitslosigkeit, einen herben Verlust ihrer Lebensgrundlagen und noch größere Armut.

Für den Bergbau werden auch die Wälder zerstört, die gerade für Frauen einen wichtigen Beitrag zu ihrem Einkommen leisten. Die Kakaoproduktion, ein mögliches Standbein für die Bevölkerung und wichtigster Export für Ghana, muss ebenfalls dem Bergbau weichen.

Was können Unternehmen und Verbraucher/innen in Deutschland tun?
2010 hat Deutschland eine Rohstoffstrategie verabschiedet. Diese stellt die Versorgungssicherheit der Industrie und den Abbau von Exportzöllen und Handelsbeschränkungen in den Mittelpunkt. Verbindliche Menschenrechtsstandards sind dagegen nicht enthalten, die negative Folgen wie in Ghana eindämmen könnten.

Auf europäischer Ebene hatte sich Deutschland für die Raw Materials Initiative eingesetzt, die allerdings auch einen Schwerpunkt auf die Handelspolitik setzt. Sie will Länder zwingen, Primärrohstoffe zu exportieren und auf teilweise wichtige Zölle und Zolleinnahmen zu verzichten.

Mit der Verabschiedung der Sustainable Development Goals auf UN-Ebene hat Deutschland sich zu einem nachhaltigen Ressourcenmanagement verpflichtet, das langfristig eine Senkung des absoluten Rohstoffverbrauchs erfordert.

Viel stärker als heute müssen Unternehmen jedoch Verantwortung für ihre Lieferkette übernehmen. Es kann nicht egal sein, mit welchen Folgen für die Menschen und die Umwelt Rohstoffe weltweit  gewonnen und weiter verarbeitet werden. Hierzu braucht es gesetzliche Regelungen aber auch  kritische Konsument/innen können ihren Teil beitragen.

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