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Ausstellung

Alles Elektroschrott?

Mit der fortschreitenden Elektrifizierung und Digitalisierung nimmt weltweit der Elektro- und Elektronikschrott zu. Dieser reicht von Batterien und Energiesparlampen über Computer- und Fernsehbildschirme bis hin zu Kühl- und Gefriergeräten sowie Klimaanlagen.

10 Fragen und Antworten zu Elektroschrott in Deutschland:

Was passiert mit Elektro- und Elektronikaltgeräten in Europa?
Nur 35% oder 3,3 Millionen Tonnen der in Europa anfallenden Elektro- und Elektronikaltgeräte, kurz Elektroschrott genannt, werden von offiziellen Sammel- und Recyclingsystemen erfasst. Die übrigen 65 % oder 6,15 Mio. Tonnen werden entweder:

  • Exportiert (1,5 Mio. t)
  • Unter nicht-konformen Bedingungen in Europa recycelt (3,15 Mio. t)
  • 750.000 t werden nach Wertstoffen ausgeschlachtet
  • 750.000 t werden über den Hausmüll entsorgt

Welche Mengen an Elektroschrott fallen in Deutschland und Ghana an?
In Deutschland fielen 2019 pro Kopf der Bevölkerung 19,4 kg Elektro- und Elektronikschrott an – zehnmal so viel wie in Ghana. Doch auch dort nimmt die Menge nicht mehr funktionsfähiger Fernseher, Computer, Drucker, Kopierer, Kühlschränke, Klimaanlagen und Energiesparlampen jährlich zu.

Welche Rolle spielen dabei in Ghana illegale Einfuhren aus Europa?
Etwa zwei Drittel der ins Land kommenden Gebrauchtgeräte sind schon älter, wenn sie von Europa nach Ghana verschifft werden und haben dann nur noch eine geringe Haltbarkeit. 10 – 15 % können allerdings nicht mehr repariert oder für Ersatzteile genutzt werden. Sie werden auf Schrottplätzen wie Agbogbloshie nach Wertstoffen ausgeschlachtet.

Ist Elektroschrott in Afrika ein speziell ghanaisches Problem?
Ghana und der Schrottplatz in Old Fadama (international bekannt als „Agbogbloshie“) in Accra sind zwar durch die Medien auch in Deutschland bekannt geworden. Es gibt ähnliche Aktivitäten aber auch in anderen afrikanischen Ländern. Allerdings sind diese dort oft nicht so öffentlich sichtbar, weil sie stärker über die Städte verteilt und oft in Hinterhofbetrieben verborgen sind.

Enthält Elektroschrott nur werthaltiges Material?
Elektroschrott enthält viele schädliche Substanzen, die das Recycling erschweren: Viele Kunststoffe sind z.B. mit Flammschutzmitteln behandelt, Energiesparlampen und Leuchtstoffröhren enthalten Quecksilber, Autobatterien Blei und Schwefelsäure. Besonders problematisch sind auch Röhrenmonitore, deren Glas zum Teil verbleit und mit Phosphorpulver beschichtet ist. Für dieses verbleite Glas gibt es gegenwärtig keine sinnvolle Verwertungsmöglichkeit mehr, so dass es auf Sonderdeponien entsorgt werden muss. Kühl- und Gefriergeräte stellen ein weiteres Problem dar: Viele von ihnen enthalten klimaschädliche Kühlgase, die bei unsachgemäßer Behandlung in die Umwelt entweichen. Um an die Kupferdrähte zu gelangen, werden zudem Ummantelungen von Elektrokabeln mit Isoliermaterial aus Kühlschränken abgebrannt. Dabei wird auch giftiges Dioxin frei. Die im Kühlkreislauf sowie in den Isolierschäumen von Kühlschränken enthaltenen Gase sind zudem sehr klimaschädlich.

Gibt es in Ghana keine Recyclingindustrie?
In Deutschland gibt es für die Entsorgung der unterschiedlichen Elektro- und Elektronikgeräte und Bauteile eine hoch entwickelte Recyclingindustrie, deren Kosten auf unterschiedliche Weise gedeckt werden. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Verantwortung der Herstellerfirmen, für eine angemessene Verwertung am Ende der Nutzungsdauer eines Produktes Sorge zu tragen – von der Knopfzellenbatterie bis hin zu großen Kühlschränken. In Ghana fehlt eine solche Industrie nahezu komplett: Unternehmen, die gültige Umwelt- und Sozialstandards einhalten möchten, sind den informellen Elektroschrott-Verwertern gegenüber nicht konkurrenzfähig.

Ist es nicht wünschenswert, dass gebrauchte Geräte in Afrika weiter genutzt werden?
Unter dem Gesichtspunkt der Ressourceneffizienz ist eine möglichst lange Nutzung von Produkten sinnvoll.  Dies gilt auch für Elektro- und Elektronikgeräte, die zum Teil seltene und daher wertvolle Metalle enthalten. Dabei ist es erst einmal zweitrangig, wo diese Weiternutzung erfolgt. Problematisch ist es, wenn dann ein Land wie Ghana nicht über die Infrastruktur und Logistik zur angemessenen Verwertung dieser Produkte verfügt und sie stattdessen auf umwelt und gesundheitsschädliche Art und Weise unter freiem Himmel ausgeschlachtet werden. Dabei gehen wichtige Sekundärrohstoffe für eine Wiederverwertung verloren, die mit technologisch aufwändigeren Verfahren in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden könnten.

Ist es nicht gut, dass junge Leute in Ghana mit der Verwertung von Elektroschrott Geld verdienen können?
Für arme und gering qualifizierte Jugendliche und Erwachsene aus dem Norden Ghanas ist die Sammlung und Verwertung von Elektroschrott eine wichtige Einkommensmöglichkeit. Auch gibt es in Ghana viele Handwerker und Geschäfte, die sich auf die Reparatur defekter Elektrogeräte spezialisiert haben und so helfen, deren Nutzungsdauer zu verlängern. Auch weniger wohlhabende Personen und auch Schulen können sich so z.B. Computer  und auch Fernseher leisten. Allerdings schädigen diese jungen Leute durch die unsachgemäße Verwertung von Elektroschrott ihre Gesundheit und auch die der in der Nähe lebenden und arbeitenden Menschen.

Welches sind die Folgen für die Umwelt?
Durch die unsachgemäße Verwertung von Elektroschrott werden Böden, Grundwasser, Flüsse und auch das Meer mit Schwermetallen wie Blei, Quecksilber, Chrom und Nickel und Umweltgiften wie Dioxin stark belastet. Bei starken Niederschlägen werden diese sowohl ins Grundwasser als auch in die in Agbogbloshie angrenzenden Wasserläufe gespült und gelangen so ins Meer, wo Fischerei betrieben wird. Über frei laufende Rinder, Ziegen, Hühner und auch Meerestiere gelangen diese auch in Nahrungsmittel.

Die illegale Entsorgung von Elektroaltgeräten aus Deutschland in Ghana ist wiederholt Gegenstand der Berichterstattung in den deutschen Medien gewesen. Auch wenn inzwischen ein hoher Anteil des in Ländern wie Ghana anfallenden Elektroschrotts vor Ort entsteht, so verdeutlicht diese Problematik beispielhaft globale Zusammenhänge von Produktions- und Konsummustern in Deutschland.

Wohin gehört Elektroschrott in Deutschland?
Die Verbraucherinnen und Verbraucher sind verpflichtet, ihre ausrangierten Elektro- und Elektronikgeräte separat vom Hausmüll zu entsorgen. Hierzu können sie diese kostenlos bei den kommunalen Sammelstellen abgeben. Alternativ können sie ein Rücknahmesystem der Hersteller oder Vertreiber von Elektro- und Elektronikgeräten nutzen. Mehr Informationen zum Thema gibt das Bundesumweltamt.

  • Batterien und Akkus enthalten gefährliche Schadstoffe wie Cadmium, Quecksilber, Blei und auch Lithium. Sie gehören nicht in den Mülleimer, sondern müssen beim Handelzurückgegeben werden. Geschäfte, die Batterien verkaufen sind verpflichtet, verbrauchte Batterien zurückzunehmen. Mehr Informationen zum Thema Batterie-Recycling in Deutschland…
  • Energiespar- unf LED Lampen sowie Leuchtstoffröhren können am Schadstoffmobil oder im Handel abgegeben werden. Über Lightcycle gibt es bundesweit mehr als 9.000 Annahmestellen.

Einen guten Überblick über den Elektroschrott Markt in Ghana gibt der Beitrag „Die Elektroschrott-Republik“ von Jacopo Ottaviani/Isacco Chiaf bei Spiegel-Online.

Sehenswert ist auch der Dokumentarfilm „Giftige Geschäfte – Der Elektromüll-Skandal“ von Cosima Dannoritzer. Eine kurze Einführung ist hier zu sehen.

Materialien

Weiterführende Links

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