Projekthintergrund
Auch wenn in Ghana in den vergangenen Jahren Fortschritte gemacht wurden, so wird dort immer noch nur etwa ein Drittel der Abfälle auf Müllplätzen entsorgt. Gleichzeitig arbeiten etwa 85 Prozent der Arbeitskräfte im informellen Sektor. Dieser umfasst auch viele Wertstoffsammler*innen, die Abfälle sammeln und daraus gewonnen Wertstoffe verkaufen. Sie sind jedoch selten gut organisiert und nur gering qualifiziert. Signifikante Mengen an Wertstoffen zu sammeln und zu vermarkten, fällt ihnen schwer und ihr Einkommen ist daher gering.
Hier besteht Handlungsbedarf, – denn einerseits gefährden die wachsenden Abfallmengen die Gesundheit der Menschen und die Umwelt, andererseits ist die Arbeitslosigkeit im Land hoch. Deshalb entdeckt Ghana die Potenziale einer Zusammenarbeit mit dem informellen Sektor: Würden sich mehr Wertstoffsammler*innen organisieren und mit den Kommunen und der Wirtschaft zusammenarbeiten, könnten sie professioneller arbeiten und mehr verdienen.
Bislang konzentrieren sich die Wertstoffsammler auf Metalle und Elektroschrott. Plastikabfälle, die landesweit die Umwelt verschmutzen, wurden hingegen als unattraktiv empfunden. An diesem Punkt setzten Pilotprojekte mit Förderung der NRW-Landesregierung an. Bei diesen wurde die Sammlung und Aufbereitung von PET-Flaschen in Zusammenarbeit mit dem informellen Sektor in der Hauptstadt Accra sowie in Kumasi erprobt. Das Folgevorhaben baute auf den Ergebnissen der Pilotprojekte auf und sollte sie erweitern.
Ziel des Projekts
Das Projekt zielte darauf ab, die informellen Wertstoffsammler*innen zu professionalisieren und ihre Zusammenarbeit mit der Kunststoff- und Recyclingbranche in Ghana zu verbessern, um hierdurch die Sammlung von Plastikabfällen zu steigern und Einkommensmöglichkeiten für die Sammler*innen zu steigern.
Das Projekt trug dazu bei, eine umwelt- und ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft in Ghana voranzutreiben. Es unterstützte dabei mehrere Ziele der nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development Goals/SDG): Nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit für alle (SDG 8) sowie Schutz von Ökosystem und biologischer Vielfalt an Land (SDG 15) und im Meer (SDG 14).
Projektaktivitäten
Das Projekt baute auf positive Kooperationserfahrungen mit Wertstoffsammler*innen im informellen Sektor auf und nahm Unternehmen aus der Kunststoffindustrie Ghanas mit ins Boot. Folgende Maßnahmen wurden umgesetzt:
Internationales Stakeholder-Forum
Unter dem Titel “Sustainable Management of Plastics along the Value Chain – From challenges to joint action” fand am 8. November 2019 ein Stakeholder Forum im Rahmen der Umweltmesse West African Clean Energy & Environment Trade Fair & Conference 2019 in Accra statt. Die Veranstaltung bot den rund 100 Teilnehmenden aus Unternehmen der Kunststoff- und Recyclingindustrie, den Kommunen und der Zivilgesellschaft aus Ghana die Möglichkeit, sich über die nationale Plastik-Strategie des ghanaischen Umweltministeriums zu informieren. Gleichzeitig konnten sie sich mit Experten aus NRW/Deutschland über deren Erfahrungen beim Umgang mit Kunststoffverpackungen auszutauschen.
Professionelle Sammlung
Die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie haben diese Maßnahme stark beeinträchtigt. Insbesondere der Preisrückgang für den Ankauf der Kunststoffe führten zu Schwierigkeiten. Dennoch konnte die Sammlung von Plastikabfällen in Kumasi und dem angrenzenden Asokore Mampong in Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren vorangetrieben werden.
Die informellen Wertstoffsammler*innen in Kumasi konnten weiter professionalisiert und zusätzlich Sammler*innen in Asokore Mampong geschult werden. Des Weiteren wurde ein Dialog zwischen den Stadtverwaltungen und dem informellen Sammler*innen initiiert, wodurch erste Schritte zur Integration der informellen Sammler*innen in die kommunale Abfallsammlung unternommen wurden. Mit Unterstützung der Stadtverwaltungen und der lokalen Privatwirtschaft wurden zwei Sammelstellen für Plastikabfälle in den beiden Kommunen eingerichtet und deren Betrieb pilotiert. Es wurden während der Projektlaufzeit gut 40 Tonnen PET gesammelt und dadurch zusätzliche Einnahmen für die Sammler*innen erwirtschaftet.
Erweiterte Produzentenverantwortung
Um die Plastikflut einzudämmen, müssen auch die Unternehmen der ghanaischen Kunststoff- und Lebensmittelbranche Verantwortung übernehmen. Dazu gibt es weltweit verschiedene Modelle. Die ghanaische Regierung wurde dazu beraten, wie entsprechende Modelle der erweiterten Produzentenverantwortung für den Umgang mit Kunststoffabfällen einzuführen sind und welche Akteure dazu einzubeziehen sind. Hierzu fanden vier Beratungsworkshops statt und eine Handlungsempfehlung zur Einführung für ein System der erweiterten Produzentenverantwortung in Ghana wurde an das verantwortliche ghanaische Umweltministerium übergeben.
Plastics Recycling World Exhibition 2021
Zehn Vertreterinnen und Vertreter der ghanaischen Kunststoff- und Recyclingwirtschaft nahmen an der Fachmesse „Plastics Recycling World Exhibition 2021“ in Essen mit einem eigenen Stand und Beitrag zum Konferenzprogramm teil. Die Messe bot den Partnern aus Ghana die Möglichkeit, innovative technische Lösungen im Kunststoffrecycling kennenzulernen und Geschäftskontakte zu knüpfen. Im Anschluss an die Messe bestand zudem die Möglichkeit für vertiefende Unternehmensbesuche in NRW.
Titel: Wirtschaftsförderung im Recyclingsektor durch Wertschöpfung aus Plastikabfällen in Ghana
Laufzeit: Mai 2019 – Dezember 2021
Sektor: Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung
Gefördert durch: Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen
- Ghanaisches Ministerium für Umwelt, Wissenschaft, Technologie und Innovation
- Ghana Recycling Initiative by Private Enterprises (GRIPE)
- Stadtverwaltung Kumasi
- Oforikrom Dagomba Line Scrap Dealer Association
- Environment360