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Arbeits- und Umweltschutz im informellen Recyclingsektor

Projekthintergrund

Mit steigendem Wohlstand insbesondere in den städtischen Regionen Ghanas verändern sich die Ernährungs- und Konsumgewohnheiten. Die Kehrseite: Die Möglichkeiten der Abfallbehandlung können mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten.

Die Abfallbehandlung in Ghana ist oft mit Risiken für die Umwelt und für die Gesundheit der Menschen verbunden: Haushaltsabfälle werden unter freiem Himmel verbrannt, Kunststoffverpackungen und -flaschen werden achtlos weggeworfen und verstopfen die Abwasserkanäle. Wenn sich das Abwasser staut, steigt die Malaria- und Choleragefahr. Regen spült den Kunststoffabfall in die Flüsse und ins Meer. Elektroschrott wird von ungelernten Arbeiterinnen und Arbeitern informell verwertet – ohne Rücksicht auf die Gefahr, die von giftigen Stoffen ausgeht. Andererseits ist das informelle Recycling von Elektroschrott eine wichtige Verdienstquelle, insbesondere auf dem Schrottplatz von Old Fadama in Accra.

Bereits 2016 fand mit Förderung durch das Land Nordrhein-Westfalen und das Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ein Pilotprojekt statt, bei dem in einer Fachkooperation zwischen der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen und der University of Ghana Kompetenzen und Kapazitäten in der Arbeits- und Umweltmedizin in Ghana aufgebaut wurde. Diese sollte dazu beitragen, gesundheitsschädigende und umweltbelastende Folgen der unsachgemäßen Verwertung von Elektroschrott im informellen Sektor auf dem Schrottplatz in Old Fadama wissenschaftlich zu analysieren und Vorschläge für angemessene Schutzmaßnahmen zu erarbeiten.

Das Projekt knüpft an dieses Vorläufervorhaben an.

Ziel des Projekts

Das Projekt sollte  die Lebens- und Arbeitsbedingungen junger Menschen im informellen Recyclingsektor Ghanas verbessern, den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft unterstützen und die Hochschulbildung im Bereich Arbeits- und Umweltmedizin in Ghana stärken.

Das Projekt leistete damit einen Beitrag zur Förderung einer hochwertigen Bildung (4. Ziel), zur Förderung menschenwürdiger Arbeit (8. Ziel) und zum Schutz von Landökosystemen (15. Ziel) im Sinne der „Sustainable Development Goals“.

Projektaktivitäten

Das Projekt kombinierte unterschiedliche Maßnahmen, um Menschen im informellen Recyclingsektor Ghanas besser zu schützen, die Umwelt zu entlasten und die Hochschulbildung zu stärken.

Stärkung der Arbeits- und Umweltmedizin
Im Rahmen der Hochschulkooperation zwischen der RWTH Aachen und der University of Ghana wurden der akademische Austausch zwischen Dozenten und Dozentinnen intensiviert und Laborpersonal der University of Ghana im Bio- und Umweltmonitoring geschult. Das Labor am Klinikum in Aachen sorgte für die externe Qualitätssicherung.

Gemeinsame Feldforschung
Um die Gesundheitsbelastungen auf dem Schrottplatz Old Fadama zu analysieren, wurde das Biomonitoring bei repräsentativen Gruppen von dort tätigen Personen ausgeweitet und mit außerhalb des Schrottplatzes lebenden und arbeitenden Personen verglichen. Außerdem wurde analysiert, welche Faktoren die Benutzung von Arbeitsschutzmaterial verhindern und wie diese z. B. durch intensivere Aufklärung und den ortsnahen Verkauf von Arbeitsschutzmaterial überwunden werden können.

Bessere Gesundheitsversorgung
Die Arbeiterinnen und Arbeiter im informellen Recyclingsektor leben mit dem ständigen Risiko, krank zu werden oder einen Unfall zu erleiden. Eine Krankenversicherung haben nur die wenigsten. Um das zu ändern, unterstützte das Projekt gemeinsam mit dem Ghana Health Service rund 500 Angehörige des informellen Sektors, sich bei der nationalen Krankenversicherung für eine Basisgesundheitsversorgung zu registrieren und übernahm den Beitrag für ein Jahr. Die Überlegung dabei: Wenn diese Menschen erst einmal die Vorteile einer solchen Versicherung erkannt haben, sind sie auch eher bereit, in Zukunft den relativ geringen Beitrag zu bezahlen.

Um die auf dem Schrottplatz arbeitenden Personen vor Wundstarrkrampf zu schützen, führte das Projekt zudem eine Tetanus-Impfkampagne durch. Ferner wurde der neue Gesundheitsposten auf dem Schrottplatz in Old Fadama mit weiteren medizinischen Behandlungsgeräten und Einrichtungsgegenständigen ausgestattet. Außerdem eröffnete unter der Leitung der Greater Accra Scrap Dealers Association (GASDA) ein Geschäft für Arbeitsschutzmaterialien auf dem Schrottplatz.

Qualifizierung für neue Jobchancen
70 junge Frauen, die auf dem Schrottplatz von Old Fadama arbeiten, erhielten eine berufliche Basisqualifikation. Für alle Schülerinnen wurden englische Alphabetisierungskurse und je nach Wunsche verschiedene berufliche Trainingskurse angeboten: Die Mädchen und jungen Frauen wählten zwischen praktischen Schulungen für das Friseur- oder Bäckerhandwerk und einige erlernten die Herstellung von Seifen. Damit sie sich voll auf diese Trainings konzentrieren, erhielten die Schülerinnen während des mehrmonatigen Trainings ein Stipendium, das geringfügig über dem Durchschnittsverdienst im informellen Recycling lag. Zum Abschluss der Trainings erhielten die Absolventinnen jeweils ein berufliches Starter-Paket, welches ihnen den Einstieg in die Selbstständigkeit ermöglichen soll.

Alternative Einkommensmöglichkeiten in der Wertstoffsammlung
Um armen Frauen vom Schrottplatz Old Fadama und im benachbarten Jamestown alternative bzw. zusätzliche Einkommensmöglichkeiten zu eröffnen, unterstütze das Projekt sie dabei, sich in Gruppen zusammenzuschließen, um gemeinsam PET-Flaschen zu sammeln und für das Recycling aufzubereiten.

Die Kosten für Sammlung, Reinigung, Transport und Aufbereitung der Kunststoffflaschen lassen sich in der Regel nicht komplett aus den Erlösen der Vermarktung decken. Aus diesem Grund erprobt die ghanaische Nichtregierungsorganisation Environment 360 nicht nur ein Anreizmodell für die Sammlung der Flaschen, sondern auch Modelle der Zusammenarbeit mit Unternehmen der Kunststoffindustrie, um die Logistikkosten zu minimieren.

Strategiedialog und internationale Vernetzung
Im Mai 2019 wurde auf Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die internationale PREVENT – Abfall Allianz ins Leben gerufen. Um die ghanaischen Erfahrungen und auch Herausforderungen mit in die Diskussion über zukünftige Arbeitsschwerpunkte der Allianz einzubeziehen, wurden sowohl eine Unternehmensvertreterin der Ghana Recycling Initiative by Private Enterprises (GRIPE) als auch die Leiterin der Nichtregierungsorganisation Environment 360 zur Startveranstaltung der PREVENT Allianz eingeladen.

Bildergalerie

Projektsteckbrief

Titel: Förderung des Arbeits- und Umweltschutzes im informellen Recyclingsektor
Laufzeit: Juni 2018 – Februar 2020
Sektor: Abfallwirtschaft und Gesundheit

Gefördert durch: Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

Partner und Akteure

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