Projekthintergrund
Nachdem sich die Wirtschaft in Ghana langsam von dem Einbruch aufgrund der Covid-19-Pandemie erholt, bedrohen die Auswirkungen des Ukrainekriegs erneut die wirtschaftliche Entwicklung. Betroffen sind vor allem kleine und mittelgroße Unternehmen, sowie Kleinstunternehmen, in denen 85% der Bevölkerung arbeiten. Das bestehende Nord-Süd-Gefälle in Ghana wird dadurch weiter verstärkt. Ghana sucht nach Strategien, um die Widerstandsfähigkeit des Landes, insbesondere des armen Nordens, zu stärken. Angesichts steigender Kosten und Abhängigkeiten bei Importen weckt das Konzept einer Kreislaufwirtschaft zunehmend Interesse, da es vorhandene Ressourcen besser und effizienter nutzt. Es wird als Chance gesehen, um Arbeitsplätze zu schaffen und knappe Ressourcen zu schonen.
Das Projekt förderte den Aufbau von Kapazitäten für die Einführung einer Kreislaufwirtschaft durch Schulung, Beratung und Vernetzung von Fachexpert*innen aus Ghana und NRW. Gleichzeitig unterstützte das Projekt den Norden Ghanas mit schnell wirksamen Maßnahmen zur Förderung von Kleinstunternehmen und Startups. Zielgruppen waren Mitarbeiter*innen von Unternehmen mit Bezug zur Kreislaufwirtschaft und von öffentlichen Institutionen aus Ghana sowie Kleinstunternehmen, Startups und Startups Hubs aus Nordghana.
Ziel des Projekts
Das Projekt zielte darauf ab, Kapazitäten im Bereich der Kreislaufwirtschaft in Ghana zu erweitern und Kleinstunternehmen im Norden des Landes zu fördern und beim effizienten Einsatz vorhandener Ressourcen zu unterstützen. Es trug damit zu einer grünen Wiederbelebung der Wirtschaft bei.
Projektaktivitäten
Weiterbildungsprogramm zur Kreislaufwirtschaft in NRW
14 ghanaische Nachwuchsführungskräfte aus öffentlichen Institutionen erhielten die Chance, an einem zweiwöchigen Weiterbildungsprogramms zur Kreislaufwirtschaft in NRW teilzunehmen. Dabei wurde ihnen ein ganzheitliches Verständnis von zirkulärem Wirtschaften vermittelt und wie das Konzept der Kreislaufwirtschaft auf den ghanaischen Kontext übertragen werden kann. Gleichzeitig erfolgte eine Vernetzung mit Unternehmen und Institutionen der Kreislaufwirtschaft aus NRW, Deutschland und Brüssel. Das Programm wurde in Kooperation mit dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie umgesetzt.
Fachkurs Kunststoffrecycling in NRW
Ein dreiwöchiger Fachkurs ermöglichte eine Erweiterung der Kompetenzen von 16 Mitarbeitenden aus Unternehmen der Kunststoffindustrie in Ghana. Technisches Personal der kunststoffproduzierenden bzw. -recycelnden Industrie in Ghana konnte durch die praxisnahe Fortbildung in NRW ihre Fachkenntnisse zur Optimierung des Kunststoffrecyclings in Ghana wesentlich verbessern. Mittels Expertise von Fachinstitutionen und Unternehmen aus NRW wurde ein Erfahrungsaustausch ermöglicht und mit Praktiker*innen die Übertragbarkeit auf die Kunststoffbranche in Ghana diskutiert. Der Fachkurs wurde in Kooperation mit dem Kunststoffinstitut Lüdenscheid umgesetzt.
Vernetzung und Fachaustausch
Zur Förderung des Fachaustauschs und der Netzwerkbildung zwischen Expert*innen der Kreislaufwirtschaft aus Ghana und NRW, wurde deren Vernetzung vorangetrieben. Hierzu wurden zwei Fachveranstaltungen mit Expert*innen aus Ghana und NRW bei der Umweltmesse „West African Clean Energy and Environment Fair & Conference 2023“ in Accra organisiert, bei denen Fachthemen diskutiert und neue Kooperationen in die Wege geleitet wurden.
Ausweitung des öffentlich-privaten Finanzierungsmechanismus in Nordghana
Der öffentlich-private Finanzierungsmechanismus für Kleinstunternehmen aus Nordghana wurde bereits im vorangegangenen Projekt erprobt. Dieser ermöglichte Zugang zu kleinvolumigen Finanzmitteln für Kleinstunternehmen und Startups aus Nordghana, die zu gleichen Teilen aus der lokalen Wirtschaft und aus Projektmitteln finanziert wurden. In diesem Projekt wurde der Finanzierungsmechanismus erfolgreich ausgeweitet und die privaten Mittel für die Hebelung wurden verdoppelt.
Durch den Finanzierungsmechanismus erhielten insgesamt 117 Startups/Kleinst-unternehmen aus Nordghana Zugang zu zinslosen Mikrokrediten und einem Business-Coaching. Hierdruch konnten sie ihr Geschäft weiterentwickeln, neue Kunden gewinnen und ihre Produktion steigern.
Beratung zu Lösungsansätzen im Bereich der Kreislaufwirtschaft
Sieben Startup Hubs aus Nordghana wurden in ihrer Beratungskompetenz gestärkt, um Startups und KKMU aus Nordghana für zirkuläre Geschäftsmodelle zu sensibilisieren und sie bei der Entwicklung von nachhaltigen Geschäftsmodellen zu unterstützen. Hierzu fand eine elfteilige Workshop- und Webinar-Reihe in Kooperation mit dem Wuppertal Institut und dem Circular Valley aus NRW statt. Die Workshop- und Webinar-Reihe dienten als Augenöffner für die beteiligten Startup Hubs, Startups und KKMUs und rückte Themen rund um die Kreislaufwirtschaft und daraus resultierende Geschäftsmodelle in den Fokus.
Internetpräsenz für Kleinst- kleine und mittelgroße Unternehmen (KKMU)
Im Vorgängerprojekt wurde eine digitale Plattform namens „DAANI“ für KKMU aus Nordghana entwickelt, um die Sichtbarkeit von Kleinstunternehmen insbesondere aus Nordghana und deren Vernetzung zu verbessern. In diesem Projekt wurde die digitale Plattform technisch und inhaltlich weiterentwickelt. Ergänzend fanden Vermarktungsaktivitäten statt, um die digitale Plattform weiter bekannt zu machen. Die Anzahl der auf der Plattform vertretenen KKMU aus Ghana konnte hierdurch von ursprünglich 50 Unternehmen auf 481 Kleinstunternehmen erhöht werden. Eine neu eingerichtete Filterfunktion für Geschäftsmodelle i. S. e. Kreislaufwirtschaft ermöglicht einen zusätzlichen inhaltlichen Fokus. Für die Zukunft ist es geplant, die Plattform zu einem digitalen Marktplatz für lokale Produkte für den lokalen Markt in Ghana auszubauen.
Anreizsystem zur Sammlung von Kunststoffabfällen durch Jugendliche in Tamale
Im städtischen und ländlichen Umfeld von Tamale belasten Kunststoffabfälle die Umwelt erheblich. Gleichzeitig gibt es viele sozial benachteiligte Jugendliche mit fehlenden Jobperspektiven in der Stadt. Daher wurde ein Anreizsystem zur Sammlung von Kunststoffabfällen in Kooperation mit dem Startup Hub HOPin Foundation und der Caritas in Tamale pilotiert. Als Anreiz für die Sammlung wurden den Jugendlichen verschiedene Trainings zur Vermittlung von IT-Fachkenntnissen angeboten.
Das Anreizsystem für die Sammlung von Kunststoffabfällen wurde erfolgreich in Tamale pilotiert. 157 junge Menschen aus Tamale wurden durch das Anreizsystem motiviert, verschiedene Arten von Kunststoffabfällen aus der Umwelt zu sammeln. Als Gegenwert erhielten sie die Gelegenheit, ihre digitalen Fähigkeiten im Rahmen von drei Trainingskursen zu erweitern. Hierdurch konnten sie ihre Beschäftigungsfähigkeit erweitern und ihre Berufsaussichten verbessern.
Titel: Grüne Wirtschaftsbelebung durch Kreislaufwirtschaft in Ghana
Laufzeit: August 2022 – Juni 2024
Region: Ghana
Sektor: Kreislaufwirtschaft, Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung
Gefördert durch Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen